Bildermix vom 2. Weihnachtstag

Der Junge von Nebenan 

Heute ist Heiligabend. Es schneit. Früh schon fing es an. Jugend haben die Kinder den Schnee begrüßt. Es sieht ja auch ganz herrlich aus, die grünen Tannen im Garten, weiß bedeckt- Alles zugedeckt mit einem großen Laken, jeder Zaunpfahl mit einer Mütze auf. Immer noch schneit es.

Besen und Schneeschieber nehme ich, gehe nach draußen, Gehweg und Fahrbahn müssen sauber sein. Das Schieben geht schwer. Der Schnee .liegt hoch, fast fällt er in die Schuhe.

Draußen tönt laute Musik, wie immer. Der Junge von nebenan hört fast immer laute Musik. Heute fegt er Schnee. Im Sommer sperrt er sein Fenster weit auf, heraus tönt Musik. Und was für welche. Die reinste Negermusik.

Muss er zum Beispiel . Rasen mähen, dann geht es nur mit Musik. So auch das Schneeschieben.

Und wie er immer aussieht, der Junge von nebenan. Diese engen Hosen mit den vielen Reißverschlüssen, die flatternden Hemden und Jacken. Neuerdings hat er immer weiße Turnschuhe an, alle Tage. Und dieses knatternde Moped, mit dem er immer fährt, Hin und zurück. Was der nur zu fahren hat?

Und dann erst diese langen Haare, Sein Abitur hat er ja nun endlich gebaut, und nur ist er ein Wehrdienstverweigerer. So hat es mir jedenfalls eine Nachbarin beim Kaufmann erzählt.

Mein Rücken tut mir weh. Der Schnee klebt am Schieber. Ich stelle ihn gegen den Zaun und stütze mich darauf.

"Das Schnee fegen bringt heute nichts" sagt der alte Mann aus dem Nachbarhaus, "wir kriegen heute noch mehr, so wie mir die Gelenke weh tun, aber trotzdem wünsche ich ihnen ein frohes Fest". Mit diesen Worten stellt er die kleine Tanne ab, die er trägt. "Wir kaufen immer eine im Topf", sagt er, die pflanzen wir gleich nach Weihnachten in den Garten, dann haben wir lange was davon. Was die Leute alles so kaufen", redet er weiter, "Blumentöpfe, Blumensträuße, so was hat es früher nicht gegeben, da gab es einen Weihnachtsbaum und fertig." Dabei schüttelt er seinen Kopf. Etwas mühselig bückt er sich und will die Tanne anheben.

Schon ist der Junge von nebenan da, fasst die Tanne, hakt den alten Mann unter und sagt " Ich mach das schon".

Freundlich nickt er zu mir rüber. Dabei sehe ich, dass er einen Ohrring trägt. "Das sollte meiner sein", denke ich und fange wieder an zu fegen,.

Viel Arbeit habe ich heute noch. Das schlimmste ist, ich muss ins Krankenhaus. Unsere Oma liegt schon ein paar Wochen. Halb seitig gelähmt, nach einem Schlaganfall. die letzten paar Tage habe ich sie nicht besucht. Keine Zeit. 

Vorige Woche sagte sie: " Meine Bettnachbarinnen werden zu Weihnachten entlassen." "Sie können ihre Oma auch an den Feiertagen nach Hause holen," sagte die freundliche Schwester, die gerade im Zimmer war.

Fast erschrocken war ich, wusste ich doch, wie meine Familie reagieren würde. Und so war es auch. "Das fehlte uns noch, Oma im Bett, unterm Weihnachtsbaum. Die soll mal schön bleiben, wo sie ist."

Ich wollte protestieren, aber ich wusste, es war zwecklos. Ich ließ es. Nun bin ich auf dem Weg, zu ihr. Bepackt mit einigen Geschenken.

Ein Nachthemd, Seife, ein paar Kekse. Essen darf sie ja nicht alles. Ein Buch wollte ich ihr schenken, sie mochte immer so gern lesen, früher, aber damals hatte sie so wenig Zeit.

Heute kann sie nicht mal alleine umblättern, und die Augen wollen auch nicht mehr so recht. Viele Menschen sind noch unterwegs, mit Paketen und mit Bäumchen. Ich stehe vor dem großen Krankenhaus.

Ich schüttele den Schnee von den Kleidern und den Paketen. Durch die große Halle gehe ich den Flur entlang. Auf Zimmer 13 liegt unsere Oma. Ich stelle mir vor, wie allein sie ist, ihre Bettnachbarinnen alle zu Haus. Mein Gewissen schlägt. Was sage ich ihr nur, wenn sie traurig ist. Zaghaft klopfe ich und öffne die Tür.

Oma dreht nicht, wie sonst, ihren Kopf. Nein, die bemerkt mich gar nicht. Neben ihr sitzt ein junger Mann und liest. Oma lauscht andächtig. Ich bleibe stehen. Das ist ja der Junge von nebenan!

Einen weißen Kittel hat er an, seine langen Haare zusammengebunden. Jetzt erst merkt Oma, dass ich da bin. "Mein Freund", sagt sie, und der junge Mann hält ihre Hand. "Das ist mein Freund!" wiederholt sie "der kommt jeden Abend und liest mir was vor, sogar heute an Heiligabend hat er Zeit für mich, und sieh mal, was er mir mitgebracht hat. " Sie zeigt auf ihren Nachtschrank. "Gold und Silber können nicht schöner sein", lacht sie. Zwei wunderschöne Tannenzapfen stehen dort, zwei brennende Kerzen drauf.

" Was anderes habe ich nicht, kein Geld" sagt der junge Mann. Fast schüchtern sage er es.

"Aber ein Herz voller Liebe", antwortet Oma darauf, " und solange es Menschen gibt, die so viel Liebe in sich tragen, ist mir um die Welt nicht bange, denn dann ist immer Weihnachten, das Fest der Liebe."

Und Omas Augen strahlen im Schein der beiden Kerzen.


 


Es zankte sich ein Gänsepaar
- genau zur Weihnachtszeit -
wer von den beiden schöner war
im Gänsefederkleid.

Wie haben beide kokettiert
in ihren Federleibchen,
wie haben sie herumpoussiert,
das Männchen und das Weibchen.

Doch weil als Gans man Federn lässt,
war’s bald vorbei mit Schwofen:
Man holte sie am Weihnachtsfest
gebraten aus dem Ofen.

Alfons Pillach, *1950

 

 

Ein Weihnachtswunsch 

Drei Tage vor Weihnachten. In allen Ecken knisterte und raschelte es. Päckchen wurden liebevoll eingepackt. Oma und Opa meinten, sie wollten sich von dieser Hektik nicht anstecken lassen, obwohl sie am selben Ort wohnen wie ihre Kinder und die vier Enkelkinder. Die Eltern wollten noch Einkäufe erledigen, wobei sie ihre Sprösslinge ganz und gar nicht gebrauchen konnten. Also wurden sie für einige Stunden in die Obhut der Großeltern gebracht. Oma wurde gefragt: "Mutti, brauchst du noch etwas aus der Stadt?", aber sie antwortete: "Laßt mal, ich gehe selbst morgen noch einmal einkaufen. Ich will mir aus der Stadt einen neuen Küchenfreund mitbringen. Der Alte ist wirklich nichts mehr wert".

Schien es nur so, oder hatten die Enkel seitdem einen traurigen Blick für ihre Großmutter, wenn sie in ihre Nähe kam? Die drei Ältesten steckten die Köpfe zusammen und tuschelten miteinander. Na ja, auch Kinder haben ihre Geheimnisse vor Weihnachten.

Einen Tag vor Heiligabend lag ein Brief mit etwas ungelenker Schrift im Briefkasten. Die neunjährige Enkelin schrieb: "Liebste Oma, wir sind alle vier traurig, dass Du Dir einen neuen Freund besorgen willst. Du hast gesagt, der alte ist nichts mehr wert. Aber das stimmt gar nicht.

Opa hilft dir dich immer soviel im Haushalt. Er geht auch oft einkaufen. Du sagst doch immer, ja, die Jüngste bin ich auch nicht mehr. Mut Du dann, wo Du schon alt bist, noch einen Freund haben? Überlege Dir das noch einmal! Wir wollen fast keine Geschenke haben. Nur einen großen Weihnachtswunsch haben wir:

Bleib bei Opa!  

Am Heiligen Abend wurden die Geschenke kaum beachtet. Es lag Spannung über die kleine Gesellschaft. Jeder wartete wohl heimlich, wann Oma nun ihren neuen Freund zeigen würde, da sagt sie: "Ich habe den Brief erhalten und mich so darüber gefreut. Daraus habe ich sehen, wie lieb ihr uns habt. Aber trotzdem muss ich Euch sagen, dass ich doch einen neuen Küchenfreund mitgebracht habe. Wollt ihr ihn sehen?"

Alle drei sagten: "Nein, niemals!"

Die Kleinste konnte noch nichts sagen (sie war erst 5 Monate alt), aber wie zur Bestätigung brüllte sie los - allerdings wohl mehr vor Hunger. "Seht ihn euch doch erst mal an, dann könnt ihr immer noch sagen, was ich mit ihm machen soll", antwortete Oma, und alle waren gespannt, was sie aus der kleinen Plastiktüte herausholen würde. Die Große platzte heraus: "Aber Oma , das soll ein Küchenfreund sein? Mama hat auch so etwas. Damit dreht sie die Bratkartoffeln um." Der zweite sagte mit seiner etwas tieferen Stimme: "und Fisch auch."

Und der dritte ergänzte : "Mama dreht damit auch immer unsere Eierkuchen um."

Welchen Spaß hatten alle an diesem Abend.

Opa meinte, es wäre das schönste Weihnachtsfest in seinem Leben gewesen. Und Oma sagte dazu: "Ja, was haben wir für ein Glück, solche Enkelkinder zu haben".

Aber es ist schon so, Glück lässt sich nicht beschreiben - man muss es erleben.


Wir haben ein tolles Wochenende mit Bajka, Donka und deren Herrschaft verbracht.

Die kleine Maus sucht sich ihr Futter  in der Weihnachtsdeko aus..

..durch die Fensterscheibe gefotoknipst

Beleuchtetes Wasserschloss zum Weihnachtsmarkt in Dornum